Käptn’s Bericht

Schach-Hellern: Zahlen sind bekanntlich Schall und Rauch. Ein geteilter letzter Platz ist dagegen für die Ewigkeit. Wie fasst Du dein Abschneiden beim ZMDI-Open zusammen?

Hajo: Die sportliche Bilanz ist eher bescheiden. Ich bin weit hinter meiner Erwartung geblieben! Dies ist aber kein Grund für eine Selbstzerfleischung, sondern eher eine Basis für eine tiefergehende Aufarbeitung. Dazu kann man zum jetzigen Zeitpunkt Folgendes sagen: Ich wollte für die bevorstehende Saison Varianten testen – dies habe ich getan. Das sie mir dabei zum Teil um die Ohren geflogen sind, ist durchaus heilsam. Darüber hinaus findet in Dresden nun weitaus mehr statt, als nur die Fixierung auf das rein Sportliche. Wir haben morgens auch zweimal in Kultur gemacht. Wir waren in Meißen und haben die Kasematten von Dresden besichtigt. Das war alles sehr sehenswert und interessant. Das unmittelbare sportliche Ergebnis war jedoch bei uns Vieren am jeweiligen K-Tag desaströs. Zweimal nur ein halber Punkt aus vier Partien, das war kein Zufall mehr.

Schach-Hellern: „Locke“ könnte zufrieden sein. Wie hast Du ihn in der Elbestadt erlebt?

Hajo: Ich denke, dass Locke nicht so ganz zufrieden ist. Am Anfang hatte es noch mit der Konzentration gehapert, dazu kam ein überflüssiger Partieverlust, der letztendlich durch das Nichtbetätigen der Uhr einen kuriosen Höhepunkt erfuhr. Zwar war das Niveau der Gegner gleichbleibend hoch, doch wenn gute Positionen kein zählbares Ergebnis mit sich bringen, fängt man an zu zweifeln. Davon hat er sich jedoch nicht unterkriegen lassen und im Endspurt erfolgreich sein Kämpferherz unter Beweis gestellt. Das kennt man von ihm, es ist aber trotzdem immer wieder sehr beachtlich.

Schach-Hellern: Stichwort „Berg- und Talfahrten. Was gibt es von Andre und Stefan zu berichten, was wir noch nicht wissen?

Hajo: Stefan hat von Anfang an einen guten Lauf gehabt. Gleich zum Auftakt schlug er den nominell sehr viel stärkeren Stefan Kewe. Er gewann diese Partie, weil er sich nachhaltig Gedanken zu einem Spielplan machte und zusah, dass alle seine Figuren aktiv mitwirkten. Das ist eine simple Grundlage – wird aber immer wieder vernachlässigt. Fortan spielte er permanent gegen stärkere Gegner und blieb erfolgreich. Der außerordentliche DWZ-Gewinn von über 70 Punkten sagt alles! Dies ist eigentlich nur Jugendlichen mit Sonderwertung vorbehalten. André startete auch hervorragend. Dann kam wahrscheinlich einer dieser K-Tage und ab Runde vier lief gar nichts mehr. Erst in der letzten Partie konnte Andre, mit einem Kraftakt, die Bilanz ein wenig retten.

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„Die Liga ist stärker und kompakter geworden“

Schach-Hellern: Welche Rolle wird unser Neuzugang Alexander Hoffmann in unserer Ersten spielen?

Hajo: Das ist recht schwer zu beantworten. Zum einen kenne ich Alexander noch nicht persönlich, zum anderen war er ja auch einige Zeit nicht aktiv. Da er aber eine sehr ordentliche Grundstärke mitbringt, dürfte er zur Stabilität an den vorderen Brettern viel beitragen. Die Mannschaft wird ihn gut integrieren und wenn man sich wohl fühlt, läuft vieles von allein.

Schach-Hellern: Die Aufstellungen für die Oberliga sind bekannt. Wie schätzt Du die Liga ein?

Hajo: Die Liga ist stärker und kompakter geworden. Vorne wird Delmenhorst seine Kreise ziehen und am Tabellenende könnte sich der SC Wolfsburg befinden. Die anderen Teams bilden ein kompaktes Mittelfeld. Für uns gilt: Das zweite Jahr ist bekanntlich das schwerste.
Ferner kommt hinzu, dass die Gegnerschaft insgesamt nicht schwächer geworden ist. Die meisten Mannschaften können mit potenten Neuzugängen aufwarten. Schon unser erster Gegner ‚HSK Lister Turm‘ hat drei neue Leute mit einer ELO von über 2200 an Bord. In der abgelaufenen Saison gewannen wir noch denkbar knapp. Da wartet nun die erste Hürde auf uns.

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„Platz 8 ist realistisch und ausreichend!“

Schach-Hellern: Hart aber fair – Auf welchem Platz landet die Erste? Wir wollen eine Zahl hören!

Hajo: Ein freundlicher Saisonauftakt würde einiges leichter machen und die Mannschaft beflügeln. Tatsächlich sind wir mit unserem ELO/DWZ-Schnitt im unteren Drittel anzusiedeln. Insofern ist Platz 8 realistisch und ausreichend. Unterschätzen wird uns niemand mehr. Dennoch ist jeder einzelne Wettkampf abhängig von der jeweiligen Mannschaftsaufstellung. Was unsere Mannschaft bewegen kann, bei einer geschlossenen Formation, hat man in dem Wettkampf gegen den jetzigen Zweitligisten Werder Bremen gesehen.
Das würden wir gerne wiederholen.

Schach-Hellern: Besten Dank für das Gespräch. Wir wünschen der Ersten viel Erfolg.