Hellerns Vierte: Zum Saisonstart eine Achterbahnfahrt und ein 4:4

basis_logo_vierteBereits zum Saisonauftakt war für Hellerns Vierte alles dabei: Souveräne Partiegewinne, eine völlig überraschende Niederlage, Schwitzen in Zeitnot, Glanz ohne Gloria und am Ende eine wundersame Rettung des Mannschaftspunktes. Ein Bericht von einem äußerst kurzweiligen Auftakt in die Bezirksligasaison.

Die Vorzeichen vor unserem Auftakt in die neue Saison standen nicht besonders gut. In der Bezirksliga nur neun Mannschaften, dass ist etwas enttäuschend. Dann  gleich zu Beginn gegen den Aufsteiger Lingen 2, der nominell aufgrund seines Hammer-Landesligakaders auch in der Zweiten bärenstark besetzt ist (und mit durchschnittlich 50 DWZ mehr vor uns liegt) und zum Saisonstart sicher noch keinen Aderlass haben würde. Und schließlich neben Martin Willmann zwei weitere Ausfälle.

Zuversichtlich stimmten uns dagegen vor allem die Ersatzbank, die unser Mannschaftsführer Hartmut Weist aufgetrieben hatte: Uwe Kuchemüller, Thomas Magiera und Björn Musculus versprachen hohe Qualität an den hinteren Brettern – eine Bank eben.

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Unsere Ersatzbank (v.l.: Kuchemüller, Magiera, Musculus)
„Wir haben so viel Qualität im Kader, da ist es fast egal, wen ich bringe“
(Hartmut Weist, Mannschaftsführer und im Nebenjob Fußballtrainerphrasenghostwriter)

So gingen wir, angesichts der an den hinteren Brettern nominell doch nicht so starken Lingener, eher als Favorit in den Wettkampf. Gespielt wurde im neu bezogenen Haus der Vereine, einem ehemaligen Unteroffiziersheim, und wir hatten mit dem Großen Saal ein sehr angenehmes Ambiente.

Los ging es gut für uns: Hartmut Weist überspielte seinen jungen Gegner recht schnell und knöpfte ihm nach einem Versehen eine Figur ab. Beim Anblick seiner Stellung fragte man sich: Was ist eigentlich die Mehrzahl von Octopus? Denn Hartmut hatte seinem Gegner nicht nur einen krakenarmigen Springer auf e6, sondern gleich noch einen zweiten in dessen Königsflügel eingepflanzt. Erfolgreiche Verteidigung war da nahezu unmöglich, unser erster Punkt die Folge. Björn spielte eine ziemlich wilde Partie, und zwischendurch schien es, als seien seine Figuren einfach viel zu unkoordiniert. Aber Björn schaffte es, alle wieder zusammenzubringen und landete in einem gewonnenen Endspiel.

Zu diesem Zeitpunkt stand Martin Rothe bereits auf Verlust und musste wenig später aufgeben. Nicht allzu gut aus der Eröffnung gekommen verkomplizierte Martin die Stellung zwar erfolgreich durch ein auf den ersten Blick vielversprechendes Qualitätsopfer, aber sein Gegner war auf der Höhe, und der Materialvorteil war bald ausschlaggebend. Aber dafür hatte Brösel (Uwe Kuchemüller) einen Bauernsturm am Königsflügel losgetreten, und bei geschlossen gehaltenem Zentrum und ohne gegnerische Gegenchancen am Damenflügel sollte dies den nächsten Punkt für uns bringen. Auf den anderen Schwarzbrettern – Alfons Thöle an 4 und Thomas Magiera an 6 – sah es gut aus, signifikante Probleme waren (für mich) nicht erkennbar, wenn auch keine Vorteile. Ich selbst dafür (Brett 3) hatte gefühlten Vorteil und sollte daher ebenfalls mindestens ein Remis beitragen. Bei Ludger alles wie gewohnt, anspruchsvolles positionelles Spiel mit relativ ausgeglichener Stellung. So bot Ludger angesichts der Stellugen auf den anderen Brettern Remis, was sein Gegner jedoch ablehnte. Dennoch, die Zwischenbilanz ließ einen Mannschaftserfolg erwarten.

Dann aber hatte Björn einen Blackout, plötzlich eine Figur weniger und musste aufgeben. Shit happens! Zwei Remisschlüsse an den Brettern 4 und 6 ergaben den Zwischenstand 2 : 3 gegen uns, aber Brösel überstand auch die Zeitnot und fuhr den Punkt ein. 3 : 3 mit zwei noch laufenden Partien. Ludger hatte am Ende ein Turmendspiel mit 3 gegen 3 Bauern (jeweils h, g und f) auf dem Königsflügel und einem Mehrbauern auf der a-Linie. Leider stand sein Turm aber auf a8 vor dem Bauern, der gegnerische dahinter. Ludger wusste spätestens nach unserem Endspieltraining vor einigen Wochen also genau, dass das Remis war und wie sein Gegner es verteidigen musste.

Ich selbst versuchte zu zaubern – und das ging leider schief. Ich hatte das spekulative 23. Se2?! gespielt und auf 23. … Lc8 gehofft, was auch kam, siehe linkes Diagramm.  Nun hatte ich ein Springeropfer vor Augen, und los ging es: 24. Sf4 Dh6 25. Th5 Df6 26. Tf1 Dd8 27. Sd5 c6? (siehe mittleres Diagramm) 28. Sf6+! gxf6 29. Dh6 Te8 30. Txf6 Le6 31. h4? Da5? (rechtes Diagramm) Und nun spielte ich 32. Tg5+ Sg6 33. h5, aber sofort gewonnen hätte 32. d4!,  denn der Bauer ist tabu, weil sich nach 32. … cxd4 die 5. Reihe öffnen würde und wegen 33. Tg5+ Sg6  die Dame fiele. Danach verlor ich vollends den Faden und musste schließlich mitansehen, wie Schwarz alle Mattdrohungen abwehrte und mit sattem Materialplus dastand.

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Gillenkirch – Burke: Stellungen nach dem 23. Zug von Weiß (links), sowie dem 27. (mitte) bzw. 31. Zug (rechts) von Schwarz

Nun stand es 3:4 gegen uns und ein Wunder musste her. Und das geschah: Ludgers Gegner vermasselte das Turmendspiel und ließ zu, dass Ludgers a-Bauer zur Dame ging. Am Ende spielte Ludger mit König und Turm gegen König und drei Bauern, aber Ludger weiß, wie es geht (Danke an Norbert Schütt, der uns vergangenen Donnerstag im Grunde alles dazu erklärt hat!) und gewann souverän. Gratulation an unser Spitzenbrett und Fels in der Brandung!

Am Ende also ein aus unserer Sicht – nach ständigem Auf und Ab – sowohl unglückliches (zwei Punkte an Brett 3 und 7 liegen lassen) als auch glückliches (einen halben Zähler zum 4:4 geschenkt bekommen) Unentschieden. Die Konstanz an manchem Brett wollen wir noch steigern, aber in Sachen Spaß und Spannung sind wir bereits bei 100%. So kann es weiter gehen! Am 29.10. wartet mit Nordhorn-Blanke 4 der nächste nominell bärenstarke Aufsteiger auf uns.

Einzelergebnisse (Quelle: NSV-Online, weitere Ergebnisse ebenfalls auf NSV-Online):

SV Lingen 2 SV Hellern 4 4 : 4
Timar-Geng, Zoltan (1898) Wöllermann, Ludger (1784) 0 : 1
Kewe, Stefan (1872) Rothe, Martin (1791) 1 0
Burke, Andree (1730) Gillenkirch, Robert (1810) 1 : 0
Möller, Christian (1729) Thöle, Alfons (1718) 1/2 : 1/2
Sehring, Niklas (1480) Weist, Hartmut (1509) 0 : 1
Weihs, Lennart (1622) Magiera, Thomas (1471) 1/2 : 1/2
Newerla, Alfred (1603) Musculus, Björn (1507) 1 : 0
Dr. Siemer, Heinrich W. (1387) Kuchemüller, Uwe (1731) 0 : 1