Tammo Lewin ist Bezirksmeister 2016

et_20160709_fot_Lewin-CloseupVom 14 – 16. Oktober fand im friesischen Freren die Bezirksmeisterschaft statt. Nach vielen Jahren ging endlich wieder einmal der Titel nach Hellern – auf der Zielgrade entschied ein Wimpernschlag, anders gesagt: Tammo Lewin konnte sich gegen Andreas Wenning und Niklas Brinkers nach Feinwertung durchsetzen. Wir gratulieren! Tammo Lewin und Niels Dettmer berichten über den spannenden Turnierverlauf in einem Gastbeitrag.

blauer Trenner

et_20161014_fot_ BEM Spielsaal
Der Spielsaal war geräumig, gut beleuchtet und angenehm temperiert (Foto: Dettmer)

Nils Dettmer: „Die Bezirkseinzelmeisterschaft Osnabrück-Emsland fand im Hotel am Saller See in statt. Nicht dass ich mir irgendwelche Chancen auf den Titel ausrechnete, für mich ging es darum Spielpraxis zu sammeln und Wettkampfhärte zu bekommen, damit ich in der Bezirksliga-Saison auch den Erwartungen, die in mich gesetzt werden, entsprechen kann.
Im Vorfeld hatte ich bei einigen Vereinskameraden versucht, sie zur Teilnahme zu bewegen, was mir leider nicht gelungen war. Dann sah ich Sonntag, den 09.10., dass sich Tammo Lewin auch noch angemeldet hat. Somit bestand die Chance, eine Fahrgemeinschaft zu bilden. Am Donnerstag kontaktierte ich Tammo und wir verabredeten uns für Freitag, den 14.10. um 17:30 Uhr, um uns am Vereinsheim zu treffen.

Wir trafen dann am Hotel Saller See gegen 18:30 ein. Es sollte aber noch einige Zeit dauern bis das Spielmaterial eingetroffen war, denn das brachten die Nordhorner mit.


Die erste Runde

Der Pokal, um den es ging:

et_20161014_fot_Der MeisterpokalWir starteten dann so gegen 19:15 mit insgesamt 10 Teilnehmern in die erste Runde:

  • Brett 5: Mike Kleine – Niklas Brinkers = 0:1
  • Brett 4: Jarno Scheffner – Andreas Wenning = 0:1
  • Brett 3: Schrader – Tunka = 0,5 – 0,5
  • Brett 2: Dettmer – Lewin = 0,5: 0,5
  • Brett 1: Lange -Schlierf = 0,5: 0,5

 

Meine erste Begegnung mit Tammo hatte ich vor zwei Jahren leider verloren und hatte mir mit Weiß vorgenommen, ihm den Abend so unangenehm wie möglich zu machen, was mir auch gelang. Wir bekamen Alt-Benoni aufs Brett, was mir im weiteren Turnierverlauf noch hilfreich sein sollte. Mit dem 17. Zug bot ich Remis an, welches Tammo ablehnte, um mir nach seinem 18. Zug ebenfalls Remis anzubieten, welches ich sofort annahm.


Die zweite Runde 

  • Brett 5: Scheffner -Dettmer = 0,5: 0,5
  • Brett 4: Schlierf – Kleine = 1:0
  • Brett 3: Lewin – Schrader = 0,5 – 0,5
  • Brett 2: Tunka – Lange = 0:1
  • Brett 1: Wenning – Brinkers = 1:0

Gegen Jarno Scheffner (DWZ 1675, NOH-Blanke) kam die Französische Verteidigung aufs Brett. Um Gegenspiel am Königsflügel zu vermeiden, tauschte ich früh die Damen. Danach spielte eigentlich nur noch ich. Im 33. Zug ersuchte Jarno noch ein nicht korrektes Opfer und ich stand gefühlt auf Gewinn. Leider hatte ich mich im 35. Zug verguckt und ein Zwischenschach übersehen und meinen Vorteil wieder eingestellt. Danach musste ich bis zur letzten Patrone ums Remis kämpfen, was mir auch im 61. Zug gelang.

Tammo stand eigentlich die meiste Zeit etwas schlechter und hat sich am Ende mit Hans-Joachim Schrader (DWZ 1938, NOH-Blanke) auf Remis (in gewonnener Stellung, aber mit zu wenig Restzeit) geeinigt:

Lewin (1991) – Schrader (1928)

et_20161014_dia_R2_Lewin-Schrader_vor 31_h6et_20161014_fot_R2_Lewin-Schrader

31…h6?

(Stattdessen gewinnt 31…g4, was die h-Linie schließt und den weißen Turm in eine problematische Situation bringt. Aber der weitere Partieverlauf sollte noch dramatischer werden, Anm. d. Red.) Nachspiellink für alle Partien.

 


Die dritte Runde

  • Brett 5: Tunka – Scheffner = 0:1
  • Brett 4: Dettmer – Kleine = 0,5:0,5
  • Brett 3: Brinkers vs Lewin = 0,5 – 0,5
  • Brett 2: Schrader – Schlierf = 0,5 – 0,5
  • Brett 1: Lange – Wenning = 0:1

Gegen Mike Kleine (DWZ 1849, NOH-Blanke) bekam ich wieder mal Königsindisch aufs Brett. Ungefähr ab dem 10. Zug bekam ich höllische Kopfschmerzen und bot meinem Gegner nach dem 15. Zug in ausgeglichener Stellung Remis an. Tammo geriet in der Eröffnung stark unter Druck. Sein Gegner übersah ein Damenopfer mit Vorteil für Weiß. Am Ende hatte Tammo dann ein gewonnenes Endspiel und nutzte das falsche Reservetempo. Dann war’s Remis. Das machte dann für Tammo und mich nach drei Runden jeweils 1,5 Punkte.

Brinkers (1667 – Lewin (1991)

et_20161014_dia_R3_Brinkers-Lewin_vor 37_a5„Leider macht es einen Unterschied, welches Reservetempo man sich aufspart“, stellte Tammo nach der Partie fest. In der Partie spielte er 37…a5. Wie Schwarz gewinnen kann, erfährt man hier: Nachspiellink für alle Partien.


Runde 4 und 5 (Doppelspieltag)

Durch die Rücktritte von Heiko Schlierf vom SV Lingen (aus gesundheitlichen Gründen) und Norbert Lange (Rochade Hollage) waren wir nur noch 8 Spieler. In Runde 4 kam es zu folgenden Paarungen:

  • Brett 1: Wenning – Schrader = 0,5: 0,5
  • Brett 2: Lewin – Scheffner = 1:0
  • Brett 3: Brinkers – Dettmer = 1:0
  • Brett 4: Kleine -Tunka = 0:1

Da ich von Tammo´s Partie am Vortag gewarnt war, wählte ich einen soliden Aufbau, der das weiße Stonewall-Zentrum schnell und effizient zerstörte. Ich stand bis zum 27. Zug ausgeglichen oder besser. Dann fing ich an, den falschen Plan zu verfolgen, machte ungenaue Züge und verlor am Ende noch die Partie. Tammo hatte seinen Gegner schon in der Eröffnung überspielt.

et_20161014_fot_R5_Lewin-Wenning
Das große Finish: Tammo Lewin (r.) – Andreas Wenning (Foto: Dettmer)
  • Brett 1: Lewin – Wenning = 1:0
  • Brett 2: Schrader vs Brinkers 0:1
  • Brett 3: Dettmer vs Tunka 1:0
  • Brett 4: Scheffner vs Kleine 1:0

 

Dettmer (1733) – Tunka (1734)

et_20161014_dia_R5_Dettmer-Tunka_vor 8 f4Tammo musste unbedingt gewinnen, um Bezirksmeister werden zu können. Zusätzlich mußte ich mindestens Remis spielen, damit er die bessere Feinwertung bekommt. Nach meiner Niederlage am Vormittag hatte ich also eine sehr hohe Motivation, meine Partie am Nachmittag zu gewinnen. Es kam wieder Alt-Benoni aufs Brett. Diesmal wählte ich aber einen aggressiven Aufbau und mein Gegner einen etwas passiveren (in der Analyse zu Hause habe ich mir ein sofortiges f4 angeschaut, was ich mich gegen Tammo noch nicht getraut hatte). Allein in den ersten 20 Zügen habe ich zwei (oder mehr) Gelegenheiten ausgelassen, die Partie klar zu gewinnen. So schnürte ich meinen Gegner immer mehr ein und gewann einen Mehrbauern, den ich zur 6. Reihe brachte. Dann brachte ich mit dem Springer und später dem König weitere Verstärkung heran. Gegenspiel am Königsflügel hatte ich vorher komplett eliminiert. Eigentlich hätte man die Partie ab dem 40. Zug aufgeben können, aber mein Gegner wollte sich die volle Dosis geben und ich konnte noch etwas an meiner Endspieltechnik feilen. In der Diagrammstellung steht Weiß nach 8.f4! bereits auf Gewinn.“ Nachspiellink für alle Partien.

Tammo Lewin: „Die Ausgangslage vor der Partie war folgende: Andreas hatte bisher sehr gut gespielt und nach drei Siegen zum Auftakt in der Vormittagspartie des letzten Turniertages gegen den Nordhorner Schrader mit Weiß (vielleicht etwas zu schnell, aber das ist im Nachhinein natürlich leicht zu sagen) remisiert, womit er als alleiniger Tabellenführer schon wie der sichere Sieger aussah. Ich hatte meine ersten drei Partien z.T. mit viel Glück ins Remis gesteuert, wobei ich mir am Vortag gegen den Nordhorner Niklas Brinkers (DWZ 1667, NOH-Blanke) in einem gewonnenen Bauernendspiel einen unglaublichen Bock geleistet hatte. Ein schneller Sieg am Vormittag war nur bedingt ein Anzeichen für ansteigende Form, aber reichte erstaunlicherweise aus, um mich – einen Sieg vorausgesetzt – wieder ins Rennen um den Turniersieg zu bringen.

Lewin (1991) – Wenning (1931)

et_20161014_dia_R5_Lewin-Wenning_vor 9_Lxc39…Lxc3?

Nach 10.Dxc3! Dxc3 bot Andreas Wenning Remis an, was Tammo natürlich ablehnen musste. Warum die Ablehnung auch durch die Stellung begründet werden kann, hat Tammo in seinen Kommentaren auf den Punkt gebracht. Nachspiellink für alle Partien.

„Am Ende hatte Tammo Lewin nach fünf Runden die bessere Feinwertung und wurde Bezirksmeister 2016. Zweiter wurde Andreas Wenning mit ebenfalls 3,5 Punkten vor Niklas Brinkers, der auch 3,5 Punkte erzielte. Niklas hat ein bärenstarkes Turnier gespielt und erzielte in der inoffiziellen Auswertung +116 DWZ-Punkte. Vierter wurde dann ich mit 2,5 Punkten vor Jarno Scheffner mit ebenfalls 2,5 Punkte“ (Nils Dettmer).

Die Abschlusstabelle

et_20161014_tab_Abschlusstabelle_560px

Fotos: © Niels Dettmer 2016