Schinkel entscheidet Spitzenkamp
Hellern mit deutlichen Verlusten an den Spitzenbrettern
Fazit nach der ersten Saisonniederlage: ein fairer Wettkampf ohne Mätzchen und ein verdienter Sieg des Gastgebers, denn wer an den Spitzenbrettern so dominiert, hat Klasse. Auf den zweiten Blick: Es war (wie so häufig in diesem Sport) nicht nötig, denn unser Team agierte durchaus auf Augenhöhe, hatte aber in den entscheidenden Situationen nicht das, was man benötigt, um solche Wettkämpfe zu gewinnen: Technische Kaltblütigkeit und Glück.

Nach einer Stunde sah es schlimm aus für den Gastgeber: Reinhold Happe hatte eine klare Gewinnstellung auf dem Brett, Peter Kovermann hatte seinen Gegner Heinz Korte nach einem schweren Eröffnungsfehler des Anziehenden überspielt, einen Bauern gewonnen und belagerte nun einen rückständigen Bauern, während Jan Wöllermann sich am 6. Brett in einer bekannten Theorievariante bereits nach 8. Zügen positionellen Vorteil erarbeitet hatte. Auch am 1. Brett übte Jörg Stock beharrlichen Druck aus, während an den anderen Brettern eher unklare Situationen entstanden waren.

Peter Kovermann (r.) gegen den etwas skeptischen Heinz Korte: am Ende wurde es Remis; dahinter Röhrich (r.) gegen Bennemann.

Die Einsamkeit des Siegers: Reinholds Gegner hatte bereits das Weite gesucht.
Nach Reinholds Sieg gegen Brüggemann konnten wir uns nicht lange freuen, denn Stephan Niendieker hatte am 2. Brett in einer positionell komplizierten Variante den richtigen Zug an der falschen Stelle gespielt. Die daraus resultierende Felderschwäche nutzte sein Gegner allerdings überhastet und statt des möglichen, allerdings extrem schwer zu berechnenden Gegenschlags, büßte Stephan die Qualität ein und wenig später auch die Partie.
Das 1-1 diente eher dem Gastgeber, der endgültig aufgewacht war und nun sehr kampfstark ins Match zurückkehrte. Peter entglitt die Partie völlig und er musste fortan ums Remis kämpfen, Stefan Röhrich bekam gegen einen sehr stark spielenden Ingmar Bennemann den Damenflügel nicht in den Griff, während Franz Ernst gegen den sehr aufmerksam und auf Vereinfachung spielenden Dr. Martin Splett nicht das erforderliche Figurenspiel erhielt, um einen Isolani im Zentrum zu kompensieren. Mit anderen Worten: potenzielle Kandidaten für einen vollen Punkt nahmen ab und es wurde klar, dass wir an Brett 1 und 6 gewinnen mussten, um wenigstens ein 4-4 mitzunehmen.

Unklar war die Partie zwischen Martin Hart und Dieter Hischemöller (l.) hier kam es zu einer Vorentscheidung, als Martin aufgeben musste: Schinkel führte 2-1.
Der Rest des Wettkampfes spielte sich im Wesentlichen unmittelbar vor und nach der ersten Zeitkontrolle ab. Peter konnte sich mit präziser Technik ins Remis retten, während am 8. Brett der Osnabrücker Hochschulseelsorger Dr. Splett trotz langer Spielpause eine fulminante Leistung gegen unser Top-Scorer Franz Ernst hinlegte, aber trotz eines Bauerngewinns wenig Gewinnaussichten besaß. Als er in hoher Zeitnot auf Gewinn spielen musste, realisierte Franz sein Gegenspiel und hätte den Schinkeler bei seinem ersten Landesliga-Einsatz fast noch düpiert. Am Ende trennte man sich friedlich, was den vorangegangenen Kampf völlig konterkarierte.

Dr. Martin Splett (l.) Franz Ernst: stundenlanges Ackern für den halben Punkt.

Konnte nicht mehr hinsehen: Mattias Reichert (r.) kämpfte verbissen, konnte Jans ersten Saisonsieg aber nicht verhindern. Danach stand es 3-3 und die Entscheidung musste an den Spitzenbrettern fallen.
Durch Jans ausgezeichneter Technik konnten wir noch einmal den Ausgleich erzielen, aber da sich Stefans Niederlage am dritten Brett bereits abzeichnete, konnte nur noch ein Sieg an Brett 1 die Niederlage abwenden. Und hier kam das viel beschworene Glück ins Spiel, dass man in solchen Wettkämpfen einfach braucht. Jörg hatte gegen den Ex-Helleraner Martin Botschek eine gewaltige Droh- und Druckkulisse, die fast zwangsläufig zu einer Gewinnstellung führte. Im 25. Zug konnte Jörg mit dem Vorstoß des freien b-Bauern kurzzügig gegen den völlig überspielten Ex-Oberligaspieler gewinnen, als er das Manöver wenig später ausführte, führte es paradoxerweise zum Verlust. Man kann dies als grausamen Scherz der Schachgöttin deuten, er ändert nichts an den Fakten: Schinkel gewann 5-3, weil die Mannschaft fast ausnahmslos jede Chance nutzte, die sich bot.
Damit steht der Aufsteiger aus dem Osnabrücker Ortsteil Schinkel vor dem Durchmarsch in die Oberliga. Die letzten beiden Mannschaftskämpfe dürften aufgrund der personellen Verwerfungen, die kurz vor Saisonschluss bei den meisten Mannschaften fast immer auftreten, nur noch eine Formsache sein. Unsere Erste wird sich jetzt aber erst recht ins Zeug legen, um wie im letzten Jahr erneut Vizemeister zu werden.
Dr. Ortwin Thal